Beate Zschäpe
Die Zeit vor der Jahrtausendwende, in der Beate Zschäpe sich in der rechtsradikalen Subkultur bewegte, beschreibt R.Eckert, der Interviews in der Szene machte, als eine Subkultur der unteren Mittelschicht, mit problematischen Familiensituationen, denen sich im Kleinstadtleben mit geringer Bildung keine Perspektive bietet (vgl. Eckert, Reis, 2000, S.310). Auch dieses trifft auf Beate Zschäpe zu. Der rumänische Vater ließ die Mutter mit dem Kind allein, die Wirren der Wendezeit boten für B.Zschäpe in der ostdeutschen Heimatstadt keinerlei Perspektive (vgl. Benkelouf, Fuchs, 2012, 10:40). Viele ihrer Freundinnen bezeichneten sie als „wahre Freundin“, die sich nicht vorstellen können, dass sie zu solchen Gewalttaten fähig sei (vgl. Hunold, Orth, 2013, 39:05).er ostdeutschen Heimatstadt keinerlei Perspektive (vgl. Benkelouf, Fuchs, 2012, 10:40). Viele ihrer Freundinnen bezeichneten sie als „wahre Freundin“, die sich nicht vorstellen können, dass sie zu solchen Gewalttaten fähig sei (vgl. Hunold, Orth, 2013, 39:05).
Die Radikalisierung von Frau Zschäpe fand in der Subkultur seit 1991 statt und sie organisierte vier Jahre Blood and Honour Konzerte mit (vgl. Schayani, Maus, 2011, 0:52). Sie nahm an Rechtsrockkonzerten ebenso teil (vgl. Aust, Laabs, 2016, 0:35), wie an Demonstrationen des rechtsextremen Thüringer Heimatschutzes (vgl. Benkelouf, Fuchs, 2012, 10:20). Je länger sie in der rechten Szene, ihre zweite Familie, fand, desto radikaler wurden auch ihre Handlungsansätze. Der Neurobiologe G. Hüther begründet dies mit einer emotionale Bindung, die über Ideologie aufgebaut wurde (vgl. Fromm, Frank, 2015, 12:50). Auch H. Funke stellt fest, dass die Teilnehmenden von Neonazifeiern Gemeinschaft und Loyalität finden (vgl. ebd., 18:20). 1998 bauten der NSU eine Bombe, die versehen mit einem Hakenkreuz, vor dem Rathaus in Jena deponiert wurde. Die Garage, in der auch weitere Bomben gebaut wurden, hatte B. Zschäpe gemietet (vgl. Schmincke, Siri, 2013, S.12).
In der Zeit vor dem Untertauchen wird sie als impulsiv und exzessiv beschrieben. Sie entspricht nicht der klassischen Genderzuschreibung eines Skinheadmädchens, sondern bringt sich aktiv in die männlich dominierte Szene ein. (vgl. ebd. , S.156ff). Um so erstaunlicher erscheint es, dass das Trio, insbesondere B.Zschäpe, es in den 14 Jahren des Untergrunds verstand, den Eindruck einer bürgerlichen Fassade aufrecht zu halten. Sie nahm Kontakt zu Nachbarn und Umgebung auf und sorgte für die Integration des Trios (vgl. Fromm, Frank, 2015, 23:00). Auch im Urlaub wurde das Trio als gesellig und unauffällig wahrgenommen (vgl. Benkelouf, Fuchs, 2012, 25:47). In der Wohnung in Zwickau wurde penibel auf Sauberkeit geachtet (vgl. Fromm, Frank, 2015, 3:01).
Das ideologische Handeln bestimmte auch nach dem Tod von Mundlos und Böhnhart B.Zschäpes Handeln: Sie vernichtete Beweise und verschickte Bekennervideos, (vgl. ebd., 2015, 1:00). Opferangehörige und Opferanwälte nehmen sie im Prozess als arrogant und nicht reumütig wahr (vgl. Grüll, Klees, 2015, 2:50). Ihre Aussagen tragen nicht zur Wahrheitsfindung bei, da sie behauptet, sie habe von den Morden nichts gewusst und sei emotional abhängig von Böhnhart und Mundlos gewesen. Ihre Anwälte weisen immer wieder darauf hin, wie sehr sie unter dem Prozessdruck leidet. In einem Zeitartikel beschreibt eine Mitinhaftierte das Verhalten von Beate Zschäpe: Sie hat ein dominantes Auftreten, wird von Mithäftlingen sehr geschätzt und hat im Gefängnis allerlei materielle Vorzüge. Ihr Verhalten sei manipulativ und sie habe die Unterstützung anderer Inhaftierter. Auf die Frage, was sie nach einer Verurteilung mache, soll sie geantwortet haben: „Dann komme ich nach Chemnitz, da habe ich noch mehr Fans“. (vgl. Fuchs, Lebert, 2016)