In Gedenken an die Ofer des Nationalsozialistischen Untergrundes
ENVER ŞIMŞEK ist das erste Opfer des NSU. Der 38-Jährige wurde am 9. September 2000 vor seinem Blumenstand in Nürnberg mit acht Schüssen aus zwei verschiedenen Waffen niedergeschossen und starb zwei Tage später im Krankenhaus. Er war Vater von zwei Kindern.
ABDURRAHIM ÖZÜDOĞRU wurde ebenfalls in Nürnberg getötet. Der 49-Jährige war im mittelfränkischen Röthenbach an der Pegnitz als Maschinenarbeiter tätig. Später arbeitete Özüdoğru in der Schneiderei seiner Frau in der Nürnberger Innenstadt.
Am 13. Juni 2001 schossen ihm die Täter in der Schneiderei zweimal in den Kopf. Dann fotografieren sie auch ihn für ihr späteres Bekennervideo. Özüdoğru hinterlässt eine Tochter.
SÜLEYMAN TAŞKÖPRÜ wurde nur 31 Jahre alt. Er war als Kind aus der Türkei nach Deutschland gekommen, ging in Hamburg zur Schule und jobbte im Lebensmittelladen seines Vaters. Am 27. Juni 2001 wurde er dort erschossen.
Die Polizei vermutete Verwicklungen in den Drogenhandel, verdächtigte Familienmitglieder. Später wurden die Tatwaffen der NSU-Morde mit den Schüssen in Verbindung gebracht.
HABIL KILIC ist das letzte Opfer der ersten Mordserie zwischen 2000 und 2001. Er wurde am 29. August 2001 in einem Obst- und Gemüseladen in München mit zwei Schüssen getötet. Der Laden gehört eigentlich seiner Frau, die aber gerade im Urlaub war.
Die Ermittler vermuteten dieses Mal einen Zusammenhang zur kurdischen Arbeiterpartei PKK oder zur organisierten Kriminalität. Kilic wurde 38 Jahre alt.
MEHMET TURGUT ist das fünfte NSU-Mordopfer. Er starb am 25. Februar 2004 durch drei Kopfschüsse vor einem Dönerimbiss in Rostock. Turgut, von Freunden und Familie "Memo" genannt, wohnte eigentlich in Hamburg und wollte am Tattag spontan als Aushilfe in dem Imbiss seines Freunds arbeiten.
Die Polizei ging jahrelang von einem Mord im "Milieu" aus, eine "Soko Bosporus" wurde eingerichtet. Die Familie berichtet, sie bekam keinerlei Unterstützung. "Memo" wurde 25 Jahre alt.
ISMAIL YAŞAR wurde am 9. Juni 2005 in seinem Nürnberger Dönerimbiss erschossen. Bis zu acht Schüsse wurden auf ihn abgefeuert. Er hinterließ einen Sohn und eine Tochter und wurde 50 Jahre alt.
Nach diesem sechsten Mordfall sprach die Polizei fälschlicherweise offen davon, die bisherigen sechs Opfer könnten "in Verbindung mit türkischen Drogenhändlern aus den Niederlanden" stehen. In den Medien kam der Begriff "Döner-Morde" auf. Zeugenaussagen zu zwei Männern an allen Tatorten wurden bislang ignoriert.
THEODOROS BOULGARIDES kam 1973 aus Griechenland mit seiner Familie nach München, wo er Abitur und eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann machte. Boulgarides arbeitete erst bei Siemens und der Deutschen Bahn, dann machte er sich mit einem Schlüsseldienst selbstständig.
Am 15. Juni 2005 wurde er in seinem Laden erschossen. Die Polizei ermittelte unter anderem in Richtung Drogendealer, Mafia und Prostitution. Boulgarides wurde 41 Jahre alt, er hinterließ Frau und zwei Kinder.
MEHMET KUBAŞİK floh mit seiner Frau und Tochter 1991 nach Deutschland, weil er als alevitischer Kurde in der Türkei politisch verfolgt wurde. Er erhielt politisches Asyl.
Kubaşık arbeitete zunächst als Hilfsarbeiter, machte sich dann mit einem Kiosk in Dortmund selbstständig. Dort wurde er am 4. April 2006 erschossen. Kubaşık wurde 39 Jahre alt, er hinterließ Frau und drei Kinder.
HALIT YOZGAT wurde nur zwei Tage nach Kubaşık mit zwei Kopfschüssen in einem von ihm betriebenen Internetcafé getötet. Yozgat war mit 21 Jahren das jüngste NSU-Opfer.
Yozgats Vater war aus der Türkei eingewandert, er selbst wurde in Kassel geboren. Zur Tatzeit befand sich ein Mitarbeiter des hessischen Verfassungsschutzes in dem Laden, der bis heute bestreitet, von der Tat etwas mitbekommen zu haben.
MICHÈLE KIESEWETTER ist das letzte bislang bekannte Opfer des NSU. Sie wuchs in Thüringen auf und arbeitete später in Heilbronn als Polizistin. Dort wurde sie am 25. April 2007 während eines Einsatzes auf einem Parkplatz getötet, ihr Kollege wurde mit einen Kopfschuss lebensgefährlich verletzt, überlebte aber.
Was auf dem Parkplatz passierte, ist bis heute ungeklärt. Die Dienstwaffen beider Polizisten wurden aber später bei Mundlos und Böhnhardt in Eisenach gefunden. Beide konnten nach dem Mord in Heilbronn mit Beate Zschäpe noch viereinhalb Jahre unerkannt im Untergrund leben.